Fit-Mi

ESF-Bundesprogramm XENOS – Integration und Vielfalt“

 

 1   Konzeptionelle Ausrichtung des Projektes „FitMi“

FitMi: Fit für den Arbeitsmarkt – Potenzial von Migranten entdecken, fördern und Unterstützen (U25)


1.1  Projektziel (Kurzbeschreibung des Vorhabens sowie der angestrebten Integrations- bzw. Sensibilisierungsleistungen)

 

In einem sechsmonatigen Intensivprogramm werden Jugendliche, die erhebliche Wissensdefizite haben, welche es ihnen nicht ermöglichen, ohne zusätzliche Förderung eine Stelle auf dem Ausbildungsmarkt zu finden, theoretisch und praktisch geschult. Die direkte Zusammenarbeit mit Betrieben aus dem Netzwerk verhilft den Teilnehmern dazu, sich praktisch zu testen. Betrieben von Migranten wird die Gelegenheit gegeben, Praktikanten und potentielle Auszubildende so fördern zu lassen, dass eine Ausbildungsreife gegeben ist.

 

Neben der Wissensvermittlung liegt ein Hauptaugenmerk auf der Motivation der Jugendlichen und der Entwicklung von Softskills. Methodische Hilfen zur Unterstützung der Selbstmotivation werden hier praktisch erprobt. Es werden modular aufgebaute Kurse von insgesamt jeweils sechs Monaten angeboten, die verschiedene theoretische, fachtheoretische sowie praktische Teile umfassen. Die genau inhaltliche Planung wird auf die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Gruppe ausgerichtet, so dass keine Überforderung oder Überfrachtung, die zur Demotivation führen können, eintritt. Zudem werden die Teilnehmer bei Bedarf in separaten (Teil)Kursen bei der Erreichung des (erweiterten) Hauptschulabschlusses unterstützt. Ziel ist die Herstellung der Ausbildungsfähigkeit der Teilnehmer.

 

1.2  Hauptsächliche Zielgruppen (beschreiben Sie auch, welche besonderen Diskriminierungen/Benachteiligungen für die Zielgruppen relevant waren und wie die Zielgruppen angesprochen worden sind)

 

Die Zielgruppe von FitMi sind Berliner Jugendliche mit Migrationshintergrund, unter 25 Jahren, in Bezug von ALG II – Leistungen, ohne Arbeits- und Ausbildungsplatz.

 

Drei wesentliche Umstände stellen das Hauptproblem der Zielgruppe von „FitMi“ auf dem Weg in den Arbeitsmarkt dar:

Neben geringer Motivation weisen die Jugendlichen fehlende soziale und berufliche Kompetenzen auf. Die Ursache hierfür sind sowohl individuell: z.B. mangelnde Deutschkenntnisse, gesundheitliche Belastungen oder schwierige private Ausgangssituationen wie Verschuldung, Scheidung der Eltern, Gewalt in der Familie, sexueller Missbrauch, frühe Fluchterfahrungen, Verstoßung aus der Familie und andere familiäre Zerwürfnisse; als auch, häufig daraus folgend, strukturell: z.B. Überalterung nach der Wiederholung mehrerer Klassen oder mangelnde soziale Einbindung. Ein weiteres Problem für die Jugendlichen stellen die Bewerbungsanforderungen der Arbeitgeber dar, insbesondere wenn bisher kein Schulabschluss erreicht wurde.

 

Die Gesamtheit dieser Faktoren führt häufig zu einem hohen Grad an Orientierungslosigkeit und Demotivation, wie auch zu einem mangelnden Selbstwertgefühl und empfundener Perspektivlosigkeit. Bei FitMi werden die Jugendlichen in teilnehmerorientierten Modulen berufsbezogen, theoretisch und praktisch geschult und sozialpädagogisch betreut.

 

Die Teilnehmer wurden durch das vom TUH e.V. etablierte Netzwerk erreicht, d.h. durch Mitglieder und lokale Multiplikatoren sowie Teilnehmer der Projektkurse bzw. anderer Kurse beim TUH. Darüber hinaus existiert eine enge Zusammenarbeit mit folgenden Akteuren:

-      Jobcentern

-      NNB (Neuköllner Netzwerk Berufshilfe)

-      Kompetenzagenturen

-      Jugendämtern/ Jugendhilfe

-      Quartiersmanagements

-      Migrationsberatungsstellen

-      Akarsu e.V.

-      Unternehmen

 

1.3  Projektspezifischer methodischer Ansatz (ggf. gegliedert nach Teilprojekten)

 Der methodische Ansatz gliedert sich in 3 Phasen:


  • Phase 1: Kurswoche 1 – 6/8

Motivation und Stärkung des Selbstbewusstseins der Jugendlichen. Neben erster Grundlagenvermittlung, Betrachtungen ausgewählter Berufe und der Vorbereitung für das Schnupperpraktikum wird mit den Teilnehmern an einem Profiling gearbeitet. Zielfindung, Zielvereinbarung, Zielkontrolle, Stärkung des Verantwortungsbewusstseins und Wertevermittlung sowie Hilfe zur Selbsthilfe stellen den Grundgedanken der Aktivitäten und des Lehrplans in dieser Zeit dar. (Methoden: diverse Fragetechniken, Perspektivenwechsel (Metaposition), nicht biographische Strukturen erkennen, Affirmationen („du kannst / schaffst / machst das!“).

 

  • Phase 2: Kurswoche 7/9 – 24

Auffrischen von berufsrelevanten Kenntnissen, eigenständige Informationsbeschaffung und Perspektivbildung. Gegliedert in „Themenwochen“, in denen sich der Unterricht an den jeweiligen Betriebsbesichtigungen orientiert. Die psycho-soziale Komponente der Phase 1 wird beibehalten, um Frustrationen der Teilnehmer vorzubeugen. (Methoden: Betriebsbesichtigungen, Teilnahme an „Informationstagen“, Besuch von Berufstätigen.)

 

  • In Phase 1 und 2 ab Kurswoche 6/8

Die Teilnehmer werden an potentielle Arbeitgeber herangeführt und können auf diese Weise durch einen persönlichen Eindruck Schwächen in ihren Lebensläufen ausgleichen. Im Rahmen eines einwöchigen Schnupperpraktikums sowie eines großen Praktikums am Ende des Kurses lernen die Teilnehmer den Arbeitsmarkt und „sich selbst“ auf dem Arbeitsmarkt kennen, knüpfen erste Kontakte, die durch unsere Kooperationen unterstützt und gehalten werden. (Methoden: praktische Erfahrungen innerhalb des Praktikums, Betreuung durch Projektleitung, direkte Zusammenarbeit mit Betrieben.)

 

2    Zielgruppen/Multiplikatoren

 

2.1  Erreichung direkter Zielgruppen und Übergänge in Arbeit bzw. Ausbildung

Das Projekt hat das Ziel, junge Erwachsene für Ihre berufliche Zukunft zu stärken. Sie werden unterstützt, sich darüber im Klaren zu werden, welche Qualifikationen sie sich noch aneignen müssen und auf welchem Weg sie diese Qualifikation erreichen können, um schlussendlich einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu finden. Mit rund 74% unserer Teilnehmer ist es uns gelungen, eine konkrete berufliche Perspektive zu erarbeiten.


Ca 60 % der Absolventen haben bei uns einen Schulabschluss erworben oder gingen aus den Kursen direkt in Ausbildung oder Arbeit.

 

Von den Teilnehmern, die von uns zur externen Abschlussprüfung angemeldet wurden, haben 63 % einen Schulabschluss erworben. In 2011 haben sogar 80 % bestanden, dabei 100% der Teilnehmer, die zum erweiterten Hauptschulabschluss angetreten sind.


Projektspezifisch lässt sich die tabellarisch wie folgt darstellen:

*Bagatellfälle: Als Bagatellfälle werden TN bezeichnet, die nur relativ kurz (aber mehr als eine Woche) an einem Kurs teilgenommen haben und/oder nicht alle Unterlagen für die Teilnahme beibringen konnten.

 

Zusätzlich gab es im Schnitt pro Kurs ca. 5 Bagatellvorgänge, d.h. Jugendliche, die sich für den Kurs angemeldet hatten, aber nicht oder nach der ersten Woche nicht mehr erschienen.

Außerdem fanden insgesamt ca. 250 Beratungen von Interessenten statt, die sich nicht zur Teilnahme am Projekt anmeldeten

 

2.2  Abweichungen in der Erreichung der direkten Zielgruppen?

Haben Sie die direkten Zielgruppen im geplanten Umfang erreicht? Wenn nicht, beschreiben Sie kurz Umfang und Gründe der Abweichung (z.B. Akzeptanzprobleme u. a.) und wie Sie mit den Abweichungen umgegangen sind.


Die Zielgruppe wurde im geplanten Umfang erreicht. Allerdings gibt es eine Diskrepanz zwischen der absoluten Teilnehmerzahlen und der Anzahl an realen Personen, die am Projekt teilnahmen. Diese Diskrepanz lässt sich folgendermaßen erklären: 

Beziehungs- und Kommunikationskompetenzen müssen erst geschaffen werden, um die Möglichkeit zu eröffnen, das eigene Bezugssystem zu hinterfragen und sich selbst eine Situation zu schaffen, in der es den Teilnehmern „gut geht“. Hierfür benötigen die jungen Erwachsenen Zeit. Und dies ist ein Grund, warum Jugendliche länger, als die ursprünglich vorgesehenen 24 Wochen im Projekt bleiben. Ein Großteil des Projektes ist Krisen- und Konfliktmanagement.

 

Die in Abschnitt 1.3 beschriebene Grundstruktur wird im Projekt inhaltlich immer wieder dem Bedarf der Jugendlichen angepasst. So wurde die Vorbereitung auf die externe Abschlussprüfung für den Hauptschul- bzw. den erweiterten Hauptschulabschluss in das Projekt aufgenommen, um Teilnehmern, deren Schulzeit zu lange her ist, um noch in einem Oberstufenzentrum aufgenommen werden, die Möglichkeit zu geben, einen Abschluss zu erreichen, bevor sie den eigentlichen Berufsorientierungskurs besuchen.

 

In Bezug auf das Praktikum besteht eine starke Abneigung der Teilnehmer einen Platz außerhalb ihres direkten Wohnumfeldes wahrzunehmen. Zudem bringen viele der Teilnehmer weder die Qualifikation noch den erforderlichen Aufenthaltsstatus mit, um an einem Auslandspraktikum teilnehmen zu können. Aus diesen Gründen wurden keine Auslandpraktika durchgeführt, die Arbeit im Bereich der weiterführenden Qualifizierung (Vorbereitung auf die Erreichung eines Schulabschlusses in [Teil-]Kursen, die hauptsächlich die Grundlagenfächer Deutsch, Mathematik, Englisch, Sozialkunde, Geschichte und Biologie unterrichten) hingegen verstärkt.

 

Um eine sinnvolle und erfolgreiche Durchführung des Projektes zu gewährleisten, wurden im Einzelnen folgende Anpassungen vorgenommen (die stufenweise in Form von Umwidmungsanträgen und schließlich im Änderungsantrag vom 02.11.2011 angezeigt wurden):



 

2.3  Erreichung von Multiplikatoren/Multiplikatorinnen

2.4  Abweichungen in der Erreichung von Multiplikatoren/Multiplikatorinnen?

Haben Sie Multiplikatoren/Multiplikatorinnen im geplanten Umfang erreicht? Wenn nicht, beschreiben Sie kurz Umfang und Gründe der Abweichung (zB. Akzeptanzprobleme ua.) und wie Sie mit den Abweichungen umgegangen sind.


Die MuliplikatorInnen wurden im gelplanten Umfang erreicht. Hierfür erwies sich insbesondere die Teilnahme an den Gremien der Jugendberufshilfe wie an denen der Regionalen AusbildungsVerbünde als hilfreich.

 

3    Netzwerkarbeit/ Öffentlichkeitsarbeit/Gender Mainstreaming:

 

3.1  Beschreiben Sie bitte Ihre konkrete projektbezogene Netzwerkarbeit (regionale Vernetzung, sowie Kooperation mit relevanten Akteuren der Region).

 

Die projektbezogene Netzwerkarbeit kann in drei Bereiche unterteilt werden:

  • Jobcenter, Jugendamt:

Die zuständigen Sachbearbeiter werden regelmäßig kontaktiert und über die aktuelle Entwicklung der Teilnehmer schriftlich und telefonisch unterrichtet. Falls notwendig, werden Empfehlungen für die weitere berufliche Entwicklung/Förderung ausgesprochen.

 

  • Öffentliche Jugendeinrichtungen, Neuköllner Netzwerk Berufshilfe, Kompetenzagenturen: Mit den Mitarbeitern der mit Teilnehmern in Kontakt stehenden Einrichtungen wird ein regelmäßiger Austausch über die Teilnehmer und deren Entwicklung gepflegt. Die Einrichtungen verweisen sowohl Interessenten an das Projekt und unterstützen ehemalige Teilnehmer bei ihrer weiteren beruflichen Entwicklung.

 

  • Ausbildungsbetriebe, Lehrbauhof und Berufsschulen:

Die Kontakte zu möglichen Ausbildungsbetrieben sind zunächst bedeutend für die Vermittlung von Praktikumsplätzen. Während der Praktika wird zu den Unternehmen enger Kontakt gehalten, um ein Gelingen des Praktikums zu unterstützen, auftretenden Problemen entgegenzuwirken und die spätere Übernahme in Ausbildung zu ermöglichen. Da einzelne KMU i.d.R. nicht in der Lage sind, gleich mehrere Praktikanten/Auszubildende mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen zu betreuen und eine große Anzahl von Ausbildungsberufen angeboten werden sollte, erklärt sich die hohe Anzahl von Kooperierenden Unternehmen.

 

3.2  Konnten Sie die Kooperationspartner planmäßig für das Projekt gewinnen? Falls besondere Schwierigkeiten aufgetreten sind, erläutern Sie bitte, ob und wie diese gelöst werden konnten. Konnten Sie ggf. neue Kooperationspartner gewinnen?

 

Die Kooperationspartner konnten planmäßig gewonnen werden. Träger und Institutionen außerhalb des Bezirkes Neukölln konnten als neue Kooperationspartner hinzugewonnen werden. Insbesondere gegenüber den KMU erwies es sich jedoch als notwendig, dass die Projektleitung jederzeit zur Rücksprache und Unterstützung bei auftretenden Problemen im Praktikum zur Verfügung steht.





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